80-Bus Journal |
November 1983 · Ausgabe 10/11 |
In meiner kleinen Reihe der Reviews neuer Nascom Software stelle ich heute zwei Forth Implementationen vor, die es seit einiger Zeit gibt:
1.Hull – Forth von A.F.T. Winfield ( # 25 )
2.NAS-FORTH V 1.1 von D. Husband ( # 25 )
Vorausschickend moechte ich klarstellen, dass ich kein ausgesprochener FORTH – Fan bin. Wahrscheinlich schon deshalb nicht, well ich mir die ca. 150 verschiedenen FORTH Woerter nicht merken kann.
Beiden Forth Implementationen ist eine ausgesprochen schlechte Casssettenqualitaet gemeinsam. Fuer ca. 110 DM kann man eigentlich ein vernuenftiges Cassettenmaterial erwarten. Die Cassette von D. Husband war so schlecht, dass die nur einmal auf dem Band vorhandene 300 Baud Kopie ueberhaupt nicht lesbar war und ich gezwungen war, mir die fehlenden Bytes aus den Fingern zu saugen. Reklamation ist bis heute nicht beantwortet worden (!), zum Glueck konnte ich nach einigem Studium des internen Forth Aufbaus ( durch die hohe Regularitaet des Dictionarys ) die fehlenden Bytes rekonstruieren.
Handbuecher sind vom Seitenumfang ungewoehnlich stark, jedoch fehlen besonders beim NAS-FORTH die elementarsten Informationen, um mit dem System zurande zu kommen. Diskret wird da auf die Kompatibilitaet mit Forth 79 hingewiesen und daß es darueber genuegend Buecher gaebe. Merkwuerdigerweise wird das Buch des A.F.T. Winfield ( der Autor des Hull-Forth) besonders empfohlen. Mit dem 35 DM teuren Taschenbuch „The complete FORTH“ kann man dann endlich seine ersten Versuche starten. Im Hull-Forth Manual gibt’s immerhin ein Kapitel fuer den Forth-Neuling, den ‚self teaching guide‘.
Doch nun zum Forth selbst: Vergessen muss man zunaechst das gewohnte Bildschirmeditieren. Wird noch beim NAS-Forth die Funktion der Cursor- Tasten einfach gesperrt, so kann man im Hull Forth zwar auf dem Bildschirm hin und her gehen, erzeugt damit aber nur Fehlermeldungen oder Abstuerze. Nach guter alter Teletype- Manier geht’s unerschrocken weiter. In der Reklame des D. Husband ist zwar von einem Screen Editor die Rede, worauf ich natuerlich reinfiel. Vielmehr handelt es sich bei diesen Forth Screens um 1 KB Speicherbereiche fuer 16 Zeilen a 64 Zeichen, die stets „optimal“ mit Leerzeichen aufgefuellt werden, um so wesentlich mehr an Speicherplatz einzunehmen als eigentlich fuer den Text noetig.
Der im NAS-Forth ebenfalls integrierte Z 80 Assembler ist in Wirklichkeit ein 8080 ASM mit aufgepfropften Z 80 Befehlen; ein Graus fuer jeden Z 80 Programmierer. Dann auch noch die UPN (Umgekehrt Polnische Notation) im Assemblertext! Kostprobe :
W INX H PUSH I STAX fuer INC DE, PUSH HL, LD (BC),A
Ganz klar, nicht ?
Im NAS-Forth gibt es zudem noch eine fuer den Benutzer voellig undurchsichtige Hirarchie der Forth Woerter. Staendig muss man eine bestimmte Eingabereihenfolge beachten, oder soll ich sagen erfinden; denn in den 75 Seiten Dokumentation steht nichts dergleichen. Loescht man z.B. die Screen 1 mit 1 CLEAR und hat vorher nicht das Forth Wort EDITOR gegeben, (welches natuerlich ueberhaupt nicht einmal erwaehnt wird ), stuerzt das System erst einmal ab. Das Konzept heisst hier wohl „Trial And Error“.
Um ganz ehrlich zu sein: nach etwa 3-4 Tagen des Herumprobierens mit NAS-FORTH und dem Forth Buch konnte immer noch nicht vernuenftig mit dem System umgehen, zumal staendige Widersprueche in Dokumentation und Handbuch verbunden mit Systemzusammenstuerzen mir die Lust nahmen.
Im Hull Forth geht es da etwas einfacher und uebersichtlicher zu, und man kann nach kurzer Zeit die ersten Screens ( ebenfalls in diesem bescheuerten Format ) abspeichern. Es gibt sogar eine (fast funktionierende) Moeglichkeit, sich durch eine Katalogfunktion ueber den Inhalt einer Cassette zu informieren.
Weiterhin ist im Manual der Sourcetext der schon in FORTH geschriebenen Standard Forth Woerter abgedruckt. Die Editiermoeglichkeiten innerhalb eines Screen sind aber auch
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