Nascom Journal |
Juli/August 1982 · Ausgabe 7/8 |
Als vor mehr als einem Jahr Michael Klein einen Redakteur für das Nascom-Journal suchte, habe ich mich ebenso spontan gemeldet wie Günter Böhm, Wolfgang Mayer-Gürr und Josef Zeller. Seither ist mehr als ein ganzer Jahrgang der „roten“ Ausgaben unter unserer gemeinsamen Redaktion erschienen – vielleicht der geeignete Zeitpunkt für einen Rück- und Ausblick auf die Redaktionsarbeit.
Anfangs haben wir uns eine Arbeitsteilung überlegt: Herr Zeller war für Hardware-Beiträge zuständig, Herr Mayer-Gürr für Basic und Floppies, Herr Böhm für T2/T4 und ich selbst für NAS-SYS. Je nach Ressort sollten die von den Lesern eingesandten Beiträge von den zuständigen Redakteuren bearbeitet (geprüft und ins Reine geschrieben) werden. Wegen der räumlichen Nähe zu MKS übernahm Herr Böhm die Zusammenstellung des Layouts. Diese Arbeitsteilung hat aber nicht lange vorgehalten: Fast alle Programme werden heute für NAS-SYS geschrieben, und die Textbeiträge kommen heute (Gott sei Dank!) zum größten Teil auf Cassette an und müssen nur noch formatiert und ausgedruckt werden. Diese Arbeit ruht ganz allein auf den Schultern von Herrn Böhm, der damit so eine Art Schaltstelle der Redaktion geworden ist. Die anderen Mitglieder des Redaktionsteams sind mehr Berater, Ideenlieferanten und vor allem „Pflichtautoren“. Wenn man nämlich einmal so eine Aufgabe wie die Redaktion des Nascom-Journals übernommen hat, beginnt man sich bald mit dem Produkt zu identifizieren und wünscht sich, daß die Zeitschrift eine formal und inhaltlich gute Sache wird. Wenn dann die Beiträge der Leser, von denen das Journal ja eigentlich lebt, nur spärlich eintrudeln, fangen die Sorgen an, ob man auch diesmal wieder ein ordentliches Heft zusammenbekommt. Mir geht es jedenfalls so, daß ich dann in meinen Unterlagen krame, ob ich nicht noch etwas für die Leser Interessantes finden kann, oder ich setze mich hin und schreibe ein Programm, daß ich eigentlich immer schon mal schreiben wollte, und mach dann gleich einen Artikel daraus. Wenn man sich einmal die letzten 10 oder 12 Ausgaben daraufhin ansieht, wie viele Beiträge von den Mitgliedern der Redaktion verfaßt wurden, dann sieht man, daß es ihnen wohl allen so geht wie mir. Kurz vor Redaktionsschluß (und manchmal auch erst später) geht das dann alles zum Günter Böhm, und bei dem ist wohl schon so manche Nacht mit der Zusammenstellung des Journals draufgegangen.
Warum steckt jemand seine Freizeit in so eine Sache wie das Nascom-Journal? Da es hier um die persönliche Motivation geht, kann ich auch nur ganz persönlich antworten (vielleicht nehmen auch die anderen Mitarbeiter einmal dazu Stellung). Es ist heute so selbstverständlich geworden, daß man um des Geldes willen arbeitet, daß man sich andere Motive schon gar nicht mehr vorstellen kann. Welchen Sinn sehe ich nun in der Arbeit am Nascom-Journal, welche Idee verbinde ich damit?
Als vor einigen Jahren die ersten Microcomputer auf dem Markt erschienen, habe ich mich zunächst aus ganz praktischen Gründen dafür interessiert. Wir waren damals mit dem Aufbau unserer Firma (Naturkost-Großhandelsgenossenschaft) beschäftigt, und ich fragte mich, ob wir so ein Ding nicht bei uns einsetzen könnten. Ich war dann sehr schnell von den Möglichkeiten, die sich da auftaten, fasziniert, habe mir Bücher und Zeitschriften beschafft und mich mit Programmiersprachen beschäftigt. Schließlich habe ich mir einen Nascom-1 gekauft, um das auch praktisch auszuprobieren. Was mich von Anfang an dabei faszinierte, war die Idee des „Volkscomputers“, des Computers für Jedermann. Ist es möglich, daß die „Computermacht“, die bislang nur der Großindustrie, den Universitäten und dem Staat zur Verfügung stand, nun auch dem Kleinbetrieb und dem Privatmann offensteht? Von der Hardware her gesehen, ist diese Frage heute schon teilweise mit ja zu beantworten. Nur teilweise, weil es zwar unglaublich billige Grundsysteme gibt, aber die für den praktischen Einsatz nötigen Erweiterungen schnell den Betrag von 10000,– DM überschreiten. (Auf diesem Gebiet sind aber noch viele Möglichkeiten offen, z.B. die der „Zweckentfremdung“ von billigen Konsumprodukten wie Stereocassettenrekordern und Videorekordern – als billige und schnelle Massenspeicher – und elektronischen Schreibmaschinen als Ein/Ausgabe-Geräten.) Man kann sich also sehr preiswert heute einen Computer kaufen und hat den dann zuhause rumstehen. Was macht man aber dann damit? Und wenn man schon weiß, was die Maschine tun soll, wie kriegt man sie dann dazu, das auch zu tun?
Es wird erst „Volkscomputer“ geben, wenn auch
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