Nascom Journal

  

Mai 1982 · Ausgabe 5

Typenrad-Terminal

Teil 1

von Günter Kreidl

Seit einiger Zeit sind preiswerte Typenrad-Schreibmaschinen auf dem Markt. Eine von ihnen ist die PRAXIS 30/35 von Olivetti, die unter anderem Namen auch vom Versandhaus Quelle für knapp 1100,– DM angeboten wird. Findige und geschäftstüchtige Leute haben natürlich schnell gemerkt, daß diese Maschine zwar keinen Computeranschluß besitzt, daß man einen solchen aber leicht bauen kann, und bieten in Kleinanzeigen „Interfaces mit Normschnittstellen“ zu Preisen zwischen ca. 400,– und 1200,– DM an. In MC Nr. 3/82 hat Dr. Ingmar Thilo gezeigt, wie man statt eines solchen Interfaces auch ein Kabel und ein paar Widerstände nehmen kann. Das „Interface“ besteht dann in einem Programm, das nach den Prinzipien des „Abhörens“ und „Täuschens“ aufgebaut ist; der in die Schreibmaschine eingebaute Ein-Chip-Microcomputer wird bei seiner Arbeit belauscht und erhält im geeigneten Augenblick ein Signal, daß ihm einen Tastendruck auf der Schreibmschine vortäuscht: damit wird die Typenradschreibmaschine zum Schönschreibdrucker für jeden Computer. Andererseits kann auch die Tastatur der Schreibmaschine als Eingabestelle für den Computer benutzt werden; dabei kann der Druckvorgang verhindert werden, indem der interne Microcomputer wieder getäuscht wird: Es wird ihm ein Signal übermittelt, das eine gleichzeitige Eingabe von 8 Tasten vorgaukelt, die er dann nicht akzeptiert. Mit anderen Worten: Mit einem Materialaufwand von ca. 5,– DM (Flachkabel, Steckverbinder und 2 Widerstände) wird aus der Schreibmaschine ein Typenrad-Terminal.

Der Anschluß

Zum Anschluß der Typenradmaschine werden 18 I/O-Leitungen benötigt. Man kann schon mit der Grundversion des Nascom (ohnen weitere PIO) auskommen, wenn man Port 0 mitbenutzt. Dies ist allerdings etwas umständlich, da die 4 freien I/O-Leitungen von Port 0 nicht in der Datenrichtung programmierbar sind. Ich habe die beiden I/O-Ports des PSG AY-3-8910 benutzt. Dazu muß man sich das in diesem Heft beschriebene bidirektionale Interface zum PSG bauen. Außerdem werden noch zwei Bits von Port B der PIO benutzt. Der Anschluß in der Schreibmaschine wird an den Lötstellen der beiden 13-poligen Flachkabel, die die Tastatur mit der Elektronikplatine verbinden, auf der Tastaturplatine vorgenommen. Es müssen 19 Verbindungen nach außen geführt werden: 8 Eingangsleitungen der Tastatur (MATC 0 … 7), 8 Ausgangsleitungen der Tastatur (MATR 0 … 7), eine Leitung für die Shift-Taste und eine für die Keyboard-Selektion (SPEC0A) sowie der Masseanschluß (siehe Bild 1 + 2). MATC wird mit Port A des PSG verbunden, MATR mit Port B. SHIFT und SPEC0A werden jeweils über einen Widerstand von 1K an Bit 0 und 1 von Port B der PIO gelegt. Die in MC 3/82 angegebenen Pull-Up-Widerstände sind in unserem Fall nicht nötig, da die PSG-Ports über interne Pull-Ups verfügen. Wer aber den Anschluß über PIO-Ports vornimmt, der sollte 1K-Widerstände von MATC 0 … 7 nach +5V legen. Dieser Anschluß ist aus zwei Gründen nicht mit dem in der MC beschriebenen identisch: Der MC-Redaktion lag kein Schaltbild der Maschine vor, so daß dem Verfasser einige Busleitungen durcheinandergerieten. Das stört aber nicht weiter, wenn man von den geänderten Ansteuercodes absieht. Außerdem fehlt dort der Anschluß zum Keyboard-Selektor, durch den der Computer zwischen den beiden Zeichensätzen (9 Tasten sind 3- bzw. 4-fach belegt!) umschalten kann. Das ist die ganze Hardware! Man kann nun alle Funktionen der Schreibmaschine ansteuern (auch die 14 Funktionstasten!) und alle Tasteneingaben in den Computer übernehmen. Nur den Zeilenabstand muß man von Hand einstellen.

Die Software

Da die Schreibmaschine erst wenige Tage vor Redaktionsschluß des Journals bei mir ankam, war natürlich keine Zeit mehr, das ausführliche Terminal-Programm zu schreiben, das ich mir wünsche. Deshalb wird in diesem Heft nur ein einfaches Programm wiedergegeben, das die Maschine als Drucker ansteuert. Die dabei verwendeten Unterprogramme und die Code-Tabellen sind schon für das ausführlichere Programm vorbereitet. Das Treiberprogramm erwartet ein Zeichen im Akku, maskiert Bit 7, untersucht, ob es sich um ein Steuerzeichen (Hex 0 – 1F) handelt, von denen es nur Newline (Hex 0D)

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