Nascom Journal

  

Dezember 1981 · Ausgabe 11/12

Programme aus der Luft

von Mary Jo Kostya

Radio Nederland, der Kurzwellen-Auslandsdienst aus Holland, hat am 10. September ein interessantes Experiment durchgeführt. Wohl zum erstenmal wurde ein Computerprogramm von einer Rundfunkstation über Kurzwelle übertragen – und das weltweit.

Das Programm ‚BEAR‘, von John Campbell, Professor an der Exeter University, errechnet Abstand und Richtung zwischen zwei Punkten auf der Erde. Es wurde in drei Fassungen ausgestrahlt, in Kassettenformat für Tandy TRS-80 Modell I Level 2, Commodore und Apple II .

Die Idee kam von Jonathan Marks, Moderator der wöchentlichen Sendung ‚Media Network‘, die sich mit Medienfragen und insbesondere mit dem Rundfunk-Fernempfang als Hobby (DXen) befaßt. RN sendet von Lopik/​NL und über Relais von Madagaskar und Bonaire Niederl. Antillen. Mehrere Frequenzen stehen zur Auswahl.

Die beste Frequenz am 10. September in Frankfurt war im 21-MHz-Band. Ich habe die ganze Sendung aufgenommen auf Cassette, und ein paar Tage später spielte ich einem TRS 80 das BASIC-Programm vor, Der Tandy schien die Geräusche als Daten zu erkennen, aber verstehen wollte er nicht…

Nicht alle Zuhörer hatten Pech. 235 meldeten ihre Ergebnisse; 98 (42%) hatten Erfolg: einer mit Apple, 36 mit Commodore und 61 mit TRS-80. Von den Zuhörern mit Erfolg wohnen 82% in Europa; Meldungen kamen außerdem von den USA, Kanada und Belize.

Eine holländische Inlandssendung ‚Hobbyscoop‘ für Heimcomputerfans wird übrigens wöchentlich ausgestrahlt. Jeden Sonntag um 18.30 Uhr MEZ werden u.a. auf 1008 kHz (Mittelwelle) und 88.2 MHz (UKW) Programme in ‚Hobbyscoop-Esperanto‘ übertragen. Dieses Verfahren, das zwei Töne (1200 und 2400 Hz) benutzt, wurde von holländischen Computerfans zusammen mit dem Leiter der Sendung, Hans Janssen, entwickelt. Sync-Pulse sorgen für einen ziemlich zuverlässigen Empfang. Mehrere Kleincomputer, z.B. APPLE, brauchen nur ein Umsetzprogramm, um das ‚Esperanto‘ dekodieren zu können. Für TRS-80 gibt es Baupläne für ein kleines Interface (etwas Ähnliches werden unsere Nascoms wohl auch nötig haben), APPLE-Programm und Baupläne gibt es gegen Selbstkosten via: Hans Janssen, Hobbyscoop, Postbus __, NL-____ __ Hilversum.

Das nächste Experiment auf Kurzwelle ist für den 28. Januar 1982 geplant. Sendezeiten und voraussichtliche Frequenzen für Europa, in MEZ und kHz, sind:

10.50  15560, 11930, 9895, 6045, 5955
14.50  17605, 11930, 9895, 6045, 5955
21.50  21685, 17695, 17605, 15220, 9715

Es ist ratsam, eine halbe Stunde vor der Sendung mit Frequenzvergleichen anzufangen, um die beste festzustellen. Die Übertragung muß direkt vom Empfänger auf das Cassettengerät erfolgen. Die Bandbreite, falls einstellbar, sollte mindestens 5 kHz betragen; Höhen aufdrehen, Lautstärke auf das Maximum ohne Verzerrung einstellen. Ein Versuch ist es wert, die Cassette auf eine andere zu kopieren; mehreren Teilnehmern hat’s zum Erfolg geholfen.

Kassettenformate am 28. Januar werden sein: Sinclair ZX-81, TRS-80, Commodore und Hobbyscoop-Esperanto, evtl. noch Atari. Das zu übertragende Programm befaßt sich mit Sonnenauf- und -Untergangszeiten. Viel Erfolg!

Das BEAR-Programm habe ich für den Nascom eingetippt – es geht. Einzugeben sind die Koordinaten für den Empfängerstandort (RCVR) und einen Senderstandort (XMTR). Die Beispiele zeigen Frankfurt und Lopik bzw. Quito/​Ecuador.

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